TSV Penzberg


TRANS GRAN CANARIA AM 27.02.2021


11. Platz im internationalen Feld

Neuzugang Sascha ganz stark auf Gran Canaria

MASPALOMAS / 27.02.2021 - Rennbericht…ich will die „Tradition“ nicht einreißen lassen. Leider habe ich erst 2020 mit meiner Leidensgeschichte beim Sachsentrail (Platz 4, 70km, +1,800hm, 6:38std) damit begonnen die Rennerlebnisse in Gedanken nochmal ausführlich Revue passieren zu lassen. Waren es in Sachsen einfach Fehler in der Renneinteilung und der Verpflegung, bin ich beim zweiten 100km Versuch beim PitzAlpine an meine körperlichen Grenzen gestoßen. Aufgrund von Schmerzen im Knie konnte ich weder das Bein bergauf heben, noch ansatzweise bergab laufen. Automatisch kamen Zweifel, die Fragen nach dem Sinn und das Hinterfragen der eigenen Leistungsfähigkeit. Zusammen mit arbeitsbedingtem Stress hat mich das gedankliche Loch mehrere Wochen im Sommer begleitet.

Zusammenarbeit mit Markus

Bereits im Vorfeld zum PitzAlpine - nach unserem ersten Treffen bei der Tour de Tirol 2018 – hab ich mich mit Markus Brennauer ausgetauscht, ob er nicht Lust hat mit mir zusammenzuarbeiten. Seit Mitte September versuchen wir nun strukturiert meine haarigen Eselbeine in Renn-Stelzen zu verwandeln. Wegen der pandemiebedingten Verschiebung des geplanten 10km-Test beim Nikolaus-Lauf in Regensburg l, brauchte mein Kopf ein Ziel, um das durchaus harte Training weiter so durchzuziehen. Schnell stand fest, es sollte am 27.02.2021 der Advanced (65km +2.566hm -3.791hm) beim Trans Gran Canaria werden.

PCR-Test, Quarantäne und Mistwetter

War der 72std PCR-Test im Vorfeld nicht das Problem, hat mich die bayerische Quarantäneverordnung und die mindestens daraus resultierenden 5 Tage Quarantäne dazu verdonnert alleine - ohne Sabrina - zu fliegen. Geschuldet den strengen Coronaauflagen waren die Anreise am Donnerstag und die Abholung der Startunterlagen am Freitag waren recht unspektakulär, sodass ich Samstag pünktlich um 06.10 Uhr im Zielbereich in das Shuttle zum Start in Artenara. Kurz nach 08:00 Uhr im Fußballstadion, 5 Grad, Nebel, Niesel, starker Wind, jeder sucht zitternd ein halbwegs geschütztes Eck. Um 08:45 Uhr stehen Alle in sauberem Abstand an einem der 300 Hütchen verteilt auf dem Feld – scheiße ist das kalt in Splitshort, Tanktop & Armlingen. Punkte 09:00 Uhr werden die Läufer einzeln in 5-10sek Abständen auf die Strecke geschickt und eins war von Beginn klar, keiner der Jungs um mich herum war hier um Kindergeburtstag zu feiern!

Von Beginn an extrem hohes Tempo

Das Tempo extrem hoch, der Kopf schreit „konzentrier dich auf deine Watt- & Puls-Werte“. Der Körper gab mir in den ersten Minuten ein richtig gutes Gefühl, sodass ich das Risiko eingegangen bin und weiter mit Druck auf den Beinen Einen nach dem Anderen „Elite-Starter“ einsammeln konnte. Nach stetigem Wechsel aus Laufen-Speedhiken-Laufen durch die Nadelwälder der Insel ging’s auf schmierig verblocktem Untergrund runter nach Tejeda. 12km und knapp 700hm rauf & runter in der Tüte, die Uhr zeigt solide 1:07std. Mit eiskalten Fingern fast keine Chance an die Verpflegung im Rucksack zu kommen und geschweige denn diese zu öffnen – ein Kampf.

Am Roque Nublo aufgeholt

Die verlorenen Platzierungen hole ich mir wieder im zweiten langen Anstieg (~1.000hm) hoch Richtung Roque Nublo. Obenraus laufbares Gelände, da konnte ich sauber den Druck hoch halten. Um mich herum…niemand. Das Feld nach den ersten Kilometern dermaßen zerrissen, vereinzelt einige Starter über die Classic-Distanz – ein tristes Bild und der Kampf mit mir selbst. Nach dem Refill mit Tailwind an der VP1 bin ich ohne Stopp durch die VP2 bei Garanon. Was soll ich sagen, beschissener kann man das Wetter mit den kurzen Klamotten nicht treffen – bei Nebel und Sturmböen mit knapp über 0 Grad läufst du auf ausgewaschenem, unwegsamen Gelände über den Gipfel und so schnell es geht Richtung runter nach Tunte. Zwei Gegenanstiege mit 300hm & 150hm warten zwar noch, aber das Gröbste ist rum und wenn es einen Zeitpunkt gibt um den Gashahn aufzumachen, dann JETZT.

Der Magen streikt

Die Folgen davon spüre ich gerade mit jeder Beinbewegung, während ich den Bericht schreibe – jeder der 1.000 Höhenmeter Richtung Tunte war ballern mit Dauergrinsen und dem was die Beine hergegeben haben. Die VP in Tunte lief super schnell, Tailwind rein, Wasser drauf und sofort weiter in den Gegenanstieg. Der Anstieg war taff, aber machbar, die Beine besser als gedacht, sodass ich einen großen Teil davon laufen konnte. Das geplante Gel im anschließenden Downhill machte mir dann richtig Probleme. Der Magen machte gefühlt zu und die einzige Möglichkeit war mit süßem Tailwind nachzuspülen, um die Versorgung mit KH hoch zu halten. Ein Plan, der zum Scheitern verurteilt war, sodass ich neben den KH auch die Wasserzufuhr reduzieren musst. So gut es ging, hielt ich die Pace im Downhill weiter hoch und konnte die Konkurrenz auf Distanz halten. Die letzten 200hm Richtung Ayagaures machten sich langsam die Folgen des fehlenden Bergablaufens im Winter bemerkbar – mir ging einfach die Kraft aus. Unten an der VP in Ayagaures war mir klar, dass ich nicht schlecht im Rennen liegen kann (Platz 8 zu dem Zeitpunkt). Wegen dem Magen bin ich auf reines Wasser umgestiegen, um zumindest Flüssigkeit aufnehmen zu können – ob richtig oder falsch, ich weiß es nicht. Lieber geht mir hinten der Dampf aus, als ko** am Streckenrand zu stehen.

Stolz auf Platz

Die letzten 150hm Gegenanstieg konnte ich nahezu komplett laufen, sodass es ab da noch 13km in Ziel waren. Oben an der Kuppe haben Platz 9/10 auf mich aufgeschlossen und wir sind zusammen in den Downhill. Steine, unzählige Millionen Steine machen das Laufen zu einer unwegsamen und schmerzhaften Angelegenheit. So gerne ich die Freude an Trailrunning mit andern Teile, so habe ich jeden einzelnen Läufer der anderen Distanzen verflucht, der/die mich in die unlaufbare Überholspur gezwungen hat. Um ehrlich zu sein, ging mir im Flussbett mental und energetisch langsam auch der Dampf aus und musste die Jungs zeihen lassen. Die letzten 5km auf der stupiden Schotterpiste, dem künstlichen Bachbett Richtung Expomeloneras und dem dauerhaften Gegenwind machten es zu meinem persönlichen Kampf. Das dann der Russe und damit Platz 10 auf den letzten 2km noch im 4er Schnitt an mir vorbeiknallt, war mir zu dem Zeitpunkt recht herzlich egal – ich war vollkommen im Arsch und hatte 6:08std alles gegeben. Platz 11 innerhalb internationaler Konkurrenz kann sich echt sehen lassen und ich bin stolz auf die Leistung. Auf zum nächsten Abenteuer…




Ergebnisliste: TRANS GRAN CANARIA: 65 KM ADVANCED AM 27.02.2021