ERDING / 26.-27.09.2020 - Andi krönte bei den bayerischen Leichtathletikmeisterschaften in Erding mit den Titeln über 400 m Hürden, 800 m und der Bronzemedaille über 110 m Hürden eine nahezu perfekte Saison. Seine Schwester Michaela war über ihren Titel über 400 m Hürden in der Altersklasse U 20 mindestens genauso überrascht wie Julian, der bei seiner Premiere über dieselbe Distanz Silber in der U 18 gewinnen konnte. Und Raffieu ging mal wieder durch ein Wechselbad der Gefühle, dieses Mal von zutiefst betrübt (Fehlstart über 100 m) zu himmelhoch jauchzend (Silber über 200 m).
400m-Enttäuschung an Tag 1
Zutiefst enttäuscht war auch zunächst Andi, der am ersten Tag der Meisterschaft im Sepp-Brenninger-Stadion nur Platz 4 über 400 m belegte. Bei 6 °C und Regen war er zu offensiv in das Finale gestartet. „Ich habe zudem vor dem Start ziemlich gefroren, was ich aber aufgrund meiner Nervosität gar nicht so wahrgenommen hatte“, versuchte der 26-Jährige seine miserable Zeit von 50,67 Sekunden zu erklären. Nach 200 Metern lag er noch auf Platz zwei, knapp hinter WM-Teilnehmer Armando Creve Machava (TS Herzogenaurach), der letztendlich mit 48,39 Sekunden souverän siegte. „Auf der Zielgerade konnte ich einfach nicht mehr“, so Kölbl, der noch Leo Schramm (LG Bamberg) und Quirin Kappelmeier (LG Kreis Dachau) vorbeiziehen lassen musste.
Gold über 400 m Hürden und 800 m
Etwas zweifelnd begab er sich dann am zweiten Tag der Meisterschaften in den Startblock über 400 m Hürden. Doch bereits nach den ersten vier Hürden war klar, dass ihn heute niemand würde schlagen können. Der Sindelsdorfer wurde von Hürde zu Hürde schneller und distanzierte mit 53,16 Sekunden den DM-Fünften Michael Adolf (DJK Ingolstadt) um mehr als drei Sekunden. „Heute habe ich mich richtig gut gefühlt. Natürlich darf man den Abstand zu Michael nicht überwerten, schließlich ist er nach vier Wochen Pause noch nicht wirklich in Form“, analysierte Penzbergs Läufer-Ass das Rennen. Euphorisiert von diesem Erfolg entschloss er sich, auch über die 110 m Hürden zu starten. Diese für ihn ungewohnte Distanz war er in den vergangenen zwei Jahren nur einmal gelaufen. Doch dies hinderte ihn nicht daran, die Bronzemedaille mit 15,33 Sekunden zu gewinnen. In einem spannenden Finale trennten ihn nur 0,02 Sekunden zur Silbermedaille (André Zahl / TS Herzogenaurach), aber auch nur 0,02 Sekunden zu Platz 4 (Mario Saur / MTV Ingolstadt). Knapp 90 Minuten später stellte er sich dann noch der 800m-Konkurrenz, und ließ dieser nicht den Hauch einer Chance. Etwas müde von seinem Mammutprogramm, reihte er sich zunächst im Mittelfeld ein. „300 Meter vor dem Ziel musste ich dann einfach das Tempo anziehen, denn ansonsten wäre ich vielleicht eingeklemmt worden“, schilderte er die rennentscheidende Situation. Bereits 100 Meter später hatte er 15 Meter zwischen sich und den Rest des Feldes gebracht und überquerte mit nach oben gestrecktem Arm die Ziellinie nach 1:56,37 Minuten. Silber ging mit 1:57,64 Minuten an Maximilian Feuer (LAC Passau), Bronze an Hiob Gebisso (TG Viktoria Augsburg).
Michaela läuft als Zweite ins Ziel und bekommt Gold
Etwas nüchterner hatte Michaela die Ziellinie ihres 400m-Hürden-Rennens überquert. Die 19-Jährige hatte nach 66,43 Sekunden als Zweitplatzierte in der Altersklasse U 20 das Ziel erreicht, hinter Sophie Ochmann (LG Eckental). Erst bei der Siegerehrung erfuhr die Lehramtsstudentin, dass sie bayerische Meisterin geworden war. Den Grund dafür konnte sie erst nach der Zeremonie in Erfahrung bringen: „Sophie war gestern nicht über die 400 m angetreten, obwohl sie dafür ihre Startkarte abgegeben hatte. Sie hätte sich bei den Kampfrichtern abmelden müssen, was sie nicht getan hatte. Deshalb wurde sie für die gesamte Meisterschaft disqualifiziert.“ Aus diesem Grund fiel die Freude über die unerwartete Goldmedaille eher Verhalten aus. Genauso wie ihr Bruder trat sie noch über 400 m (Platz 5 mit 62,30 Sekunden) und 800 m (Platz 5 mit 2:26,88 Minuten) an.
200m-Bestzeit und Silber für Raffieu - Fehlstart über 100 m
Ebenfalls in drei Disziplinen war Raffieu aktiv, wobei sein Auftritt über 100 m nur wenige Bruchteile von Sekunden dauerte. Im Vorlauf löste er sich bereits vor dem Startschuss aus dem Startblock, was die sofortige Disqualifikation bedeutete. Enttäuscht verließ der 10,76-Sekunden-Sprinter die Bahn, vor allem als er sah, dass nur 11,28 Sekunden für das Erreichen des Endlaufs notwendig gewesen wären. Doch zwei Stunden später stand er schon wieder frohen Mutes am Start, dieses Mal mit seinen Vereinskameraden Matthias, Michael und Vielstarter Andi. Über 4 x 100 m belegten die vier TSV-Sprinter mit 44,80 Sekunden Rang 5. Am nächsten Tag startete der 20-jährige Raffieu hochkonzentriert in seinen 200m-Vorlauf und dominierte diesen nach Belieben mit 22,20 Sekunden. Im Endlauf zeigte er dann, dass er in Topform ist. Mit 21,88 Sekunden steigerte er seine Bestleistung um 0,09 Sekunden und musste sich nur 100m-Sieger Jonas Hügen (LAC Quelle Fürth) geschlagen geben, der mit 21,38 Sekunden eine Klasse für sich war. Im Ziel jubelte der schnellste Läufer Sierra Leones über seine neue Bestzeit ausgelassen und freute sich über die Silbermedaille.
Julian läuft bei Premiere zu Silber
Grund zur Freude hatte auch Julian, der über 400 m Hürden in der Altersklasse U 18 mit 59,02 Sekunden Zweiter wurde. Für den 16-jährigen Gymnasiasten war es die Premiere über diese Distanz, der aber trotzdem von Beginn an ein hohes Tempo anschlug. „Julian ist echt mutig gelaufen und konnte den 15er-Rhythmus wie geplant bis zur fünften Hürde durchziehen“, zeigte sich Trainerin Conny nach dem Lauf mehr als zufrieden. Mit 57,68 Sekunden ging die Goldmedaille an Tobias Sonneck (LG Würm Athletik), Bronze an Sebastien Döring (59,98 Sekunden / LAC Quelle Fürth). Am Tag zuvor war Julian über 400 m bereits Bestzeit mit 53,22 Sekunden gelaufen, was ihm Rang 6 eingebracht hatte. Ebenfalls eine neue Bestzeit stellte Sven auf, der mit 53,65 Sekunden Platz 7 erreichte. Bis 100 Meter vor dem Ziel lag Sven noch vor seinem Vereinskollegen Julian, der aber auf der Zielgerade seinen starken Schlussspurt auspacken konnte. Rang 9 ging an Colin, der mit 55,12 Sekunden nicht ganz an seine Bestleistung herankommen konnte.