BUTTENWIESEN / 16.02.2020 - „Mir ist ein riesiger Stein vom Herzen gefallen. Heute hat es sich endlich wieder gut angefühlt.“ Mit einem breiten Lächeln im Gesicht nahm Nick Jäger die Glückwünsche seiner Konkurrenten und Teamkameraden entgehen, hatte er doch gerade Gold in der Altersklasse U 23 und Silber bei den Männern gewonnen. Im Mittelstrecken-Rennen über 4.400 m hatte er sich zwar um eine Sekunde Hiob Gebisso (LG Augsburg) geschlagen müssen, doch mit 13:12 Minuten war er der schnellste U23-Läufer im hochklassig besetzten 51-köpfigen Läuferfeld. Außerdem konnte er mit der knappen Niederlage sehr gut leben. „Ich bin einfach nur froh, dass die Form wieder da ist. Seit dem Höhentrainingslager über Weihnachten in Kenia fehlte mir schlichtweg die Energie. Doch nach zwei Wochen ruhigem Training bin ich endlich wieder frisch und erholt.“ In einem spannenden Rennen hatte sich zunächst eine sechsköpfige Spitzengruppe abgesetzt, unter anderem mit Tim Ramdane Cherif (LG Telis Finanz Regensburg), sowie Niklas Buchholz und Brian Weisheit (beide LSC Höchstadt / Aisch). Immer wieder wechselte die Führung, auch der 20-jährige Jäger zeigte sich auf dem 1.100 m langen Wiesenparcours im schwäbischen Buttenwiesen hin und wieder an der Spitze. In der letzten von vier Runden forcierte dann der 24-jährige Gebisso auf dem langen Bergabstück, nur der Penzberger konnte folgen. An einem knapp 30 Meter langen Anstieg kurz vor dem Ziel konnte sich der Augsburger fünf Meter absetzen. Diese Lücke konnte Jäger trotz aller Bemühungen nicht mehr schließen. Im Ziel wartete der Student nun auf seinen Bruder Tom und Markus Brennauer. Alle drei hatten sich im Vorfeld Chancen auf eine Teammedaille ausgerechnet. Nachdem der 22-jährige Tom Jäger mit seinem 14. Platz (13:58 Minuten) überhaupt nicht zufrieden war und der 40-jährige Brennauer auf Platz 25 ins Ziel kam, ging das große Rechnen los. Denn in der Teamwertung werden die Platzierungen der drei besten Läufer eines Vereins zusammenaddiert. Sicher war nur, dass die Goldmedaille an den LSC Höchstadt / Aisch gehen würde, die gleich drei Läufer unter den Top 7 hatten. Für die weiteren Platzierungen mussten alle auf die Ergebnislisten warten. Als dann die Listen an der Außenwand der Turnhalle veröffentlicht wurden, war die Freude bei den Penzbergern groß. Denn mit 41 Punkten ging Bronze an die TSV-Läufer, nur zwei Punkte vor den punktgleichen Läufern der LG Telis Finanz Regensburg und dem zweiten Team des LSC Höchstadt / Aisch. Silber errang der LAC Passau mit 38 Punkten.

Markus gewinnt M40-Gold

Sowohl für Tom Jäger als auch für Brennauer war es die erste Medaille in ihrer Karriere über die Männer-Mittelstrecke bei bayerischen Meisterschaften. Bereits zwei Stunden zuvor hatte Brennauer den Titel in der Altersklasse M 40 gewonnen. Über die 6.600 m setzte sich der Realschullehrer mit 10 Sekunden Vorsprung auf Jürgen Wittmann (TV 1848 Coburg) durch. Nach drei von sechs Runden hatte sich eine fünfköpfige Spitzengruppe abgesetzt, wobei der TSV-Läufer nie die Spitze übernahm. „Da ich wusste, dass ich noch einmal laufen werde, habe ich versucht Kraft zu sparen“, so der Penzberger. Am Ende der vierten Runde erhöhte Yves Brack (DJK Beucherling) das Tempo, nur noch Brennauer und der spätere Sieger der M 35, Michael Lang (SV Amberg), konnten folgen. „Als Yves beschleunigte, wollte ich ihm nicht folgen. Denn da ich wusste, dass Yves der Altersklasse M 45 angehört und Jürgen aus der Gruppe zurückgefallen war, wollte ich nicht an mein Limit gehen.“ Mit 22:04 Minuten erreichte Brennauer schließlich als Vierter das Ziel des gemischten Rennens.

Marvin mit taktischer Meisterleistung

Die dritte Goldmedaille für den TSV Penzberg errang im Jugendlauf Marvin Bertram. Der 18-Jährige zeigte auf dem teilweise sehr matschigen Rundkurs eine taktische Meisterleistung und überraschte dabei nahezu alle anwesenden Fachleute. „Ich wusste, dass ich gut drauf bin, aber dass ich am Ende Gold gewinnen würde, damit hatte ich nicht unbedingt gerechnet“, gab der Fachoberschüler nach seinem Lauf zu Protokoll. Doch nicht nur die Tatsache, dass er der schnellste bayerische Jugendläufer an diesem Tag war, überraschte die bayerische Laufgemeinde. Es war vor allem die Art und Weise, wie er sich auf den letzten 500 Metern von Favorit Felix Gramelsberger (SC Ainring) lösen konnte. Am tiefsten Punkt der Strecke distanzierte Bertram mit seinem leichtfüßigen Schritt Meter um Meter seinen Kontrahenten. Mit 9:59 Minuten hatte er nach 3.300 Metern elf Sekunden Vorsprung auf Gramelsberger und 17 Sekunden auf Justus Kaufmann (MTV 1881 Ingolstadt). Diese drei Läufer hatten sich bereits nach der Hälfte der Distanz vom Rest des Feldes abgesetzt, wobei zunächst Kaufmann für das Tempo gesorgt hatte. Auf der zweiten Rennhälfte übernahm dann Gramelsberger die Führung, Bertram immer dicht hinter ihm im Windschatten. Als dann Bertram zur rennentscheidenden Attacke blies, flippten die anderen Penzberger nahezu aus und feuerten ihren Teamkameraden lauthals an. Einer von ihnen war dabei Luk Jäger, der krankheitsbedingt auf einen Start verzichtet hatte und in diesem Rennen in den Kampf um die Medaillen hätte eingreifen können: „Ich hätte vielleicht heute starten können. Doch in drei Wochen sind die deutschen Crosslauf-Meisterschaften, da wollte ich nichts riskieren.“

Teambronze für Lorenz, Sören und Xaver

Bei den nationalen Titelkämpfen in Sindelfingen werden dann auch Lorenz Hieber, Sören Kuschel und Xaver Wintzingerode mit dabei sein. Die drei Läufer des Jahrgangs 2005 gewannen in Buttenwiesen völlig überraschend die Bronzemedaille in der Teamwertung der Altersklasse U 16. Mit 68 Punkten waren sie punktgleich mit den Läufern des LAC Quelle Fürth, Gold ging an die LG Stadtwerke München. Bester Einzelläufer war dabei Hieber, der in der Einzelwertung Platz 9 mit 7:43 Minuten belegte. 21 Sekunden später erreichte dann Kuschel nach 2.200 Metern und 8:04 Minuten das Ziel als 15. Xaver Wintzingerode benötigte 8:23 Minuten (Rang 18). Im selben Lauf war zudem noch Annemarie Seevogel dabei, die in der Altersklasse W 15 mit 9:47 Minuten Rang 14 erreichte.

Hugo verpasst Bronze um wenige Sekunden

Als erster Penzberger war an diesem Tag Hugo Mann auf die Strecke gegangen. Der 66-jährige Penzberger belegte in der Altersklasse M 65 über 5.500 m den undankbaren 4. Platz: „Ich habe einfach gemerkt, dass ich in den vergangenen Wochen nie auf Matsch oder Wiese trainiert habe. Sonst hätte ich wohl in den Kampf um die Medaillen miteingreifen können“. Mit 22:15 Minuten fehlten dem Marathon-Spezialisten nur 10 Sekunden zu Bronze bzw. 13 Sekunden zu Silber. Trotzdem war Mann alles andere als enttäuscht, denn schließlich war der Crosslauf noch nie seine Spezialität, ihm liegt mehr die Straße.

Corinna läuft auf Rang 11

Ähnlich war die Gefühlslage von Colin Klein. Der 800m-Spezialist war in Buttenwiesen am Start, um gemeinsam mit Bertram und Luk Jäger in den Kampf um die Teammedaillen einzugreifen. Doch nach der Absage von Jäger ging es nur noch um eine gute Einzelplatzierung, wobei die 3.300 m eindeutig zu weit für ihn waren. Mit 11:53 Minuten und Rang 17 in der Altersklasse U 18 war Klein aber trotzdem zufrieden. Sechs Plätze weiter vorne landete in dem kleinen Ort im Landkreis Dillingen Corinna Braun. Die 15-jährige Benediktbeurerin zeigte eine gute Leistung über die 3.300 m und landete nach 13:20 Minuten auf Platz 11.